Es gibt zwei Varianten, wie Sie Ihr Zielpublikum in Ihren Texten direkt ansprechen: Du oder Sie. (Das Publikum nicht direkt anzusprechen geht auch, lass ich aber hier weg.) Egal welche der beiden Varianten Sie wählen, es sollte ein Plan dahinter stecken.
Wie nahe ist Ihnen Ihr Publikum?
Wie Sie soeben gemerkt haben, sieze ich Sie. Der Grund ist nicht, weil ich eine formelle, grosse Distanz zwischen uns wahren möchte. Ich möchte einfach nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Denn wahrscheinlich kennen wir uns noch nicht (persönlich können wir gerne immer noch auf Du wechseln). Ich habe mich auf meiner Webseite (und schon in meinen Büchern) für das Sie entschieden, weil mir das einfacher von den Fingern rollt und es sich für mich richtig anfühlt.
Wenn Sie sich in Ihren Texten für das Du entscheiden und sich darüber Gedanken gemacht haben, ist das ebenso legitim. Freunde von mir sprechen beispielsweise auf ihrer Webseite ihr Publikum konsequent mit dem Du an. Ich finde, das passt gut zu ihnen und ihrer Firma.
Es gibt Fälle von Unternehmen, bei denen ich per Du angesprochen werde, ich es aber seltsam finde (und umgekehrt ebenso). In solchen Fällen komme ich mit gewissen, unausgesprochenen Erwartungen auf die Webseite oder zu einem Text des Unternehmens, die enttäuscht werden. Das Unternehmen rückt mir entweder zu nah heran (was anbiedernd wirkt) oder entfernt sich zu weit. Dass ein Unternehmen es nie allen recht machen kann, ist klar. Was also spricht für die eine oder andere Variante?
Wann per Du?
Sie pflegen einen ungezwungenen oder gar lockeren Umgang mit Ihrer Kundschaft. Sie fühlen sich ihren Kund*innen nahe, weshalb sie einen freundschaftlichen Ton anschlagen. Wenn Sie auch sonst die richtigen Worte wählen, sprechen Sie die Leute so an, wie Sie selbst angesprochen werden wollen. Das funktioniert natürlich nur, wenn Sie im persönlichen Kontakt genauso mit Ihren Kund*innen sprechen – das Du soll sowohl schriftlich als auch mündlich gelten.
Diese Variante geht nicht zwingendermassen mit einem jungen oder jung gebliebenen Publikum einher. Vielleicht adressieren Sie eine Gruppe von Menschen, in der die Du-Kultur über das Alter hinweg gepflegt wird. Beispielsweise würde ich von Harley Davidson erwarten, dass sie ihre Kundschaft mit Du anspricht, was die Firma auf der deutschen Webseite tatsächlich tut.
Bleibt noch die Frage, wann Sie die verschiedenen Du-Formen, gross oder klein schreiben. Der Duden empfiehlt die Grossschreibung, wenn Sie jemanden persönlich adressieren (E-Mails, Briefe, Kurznachrichten). Da es in Geschäftstexten nicht um eine persönliche Anrede geht, schreibt man es klein. Da könnte man sich darüber streiten, wie persönlich ein Text einer Firma gemeint ist – ein Blogpost, eine Werbung, ein Social Media-Post u. a. Vielleicht will die Firma ja genau den Einzelmenschen ansprechen und zum Kauf bewegen. Egal wie Sie sich beim Du entscheiden, wichtig finde ich, dass Sie es immer gleich machen und nicht wild mischen.
Wann per Sie?
Von einer traditionellen Bank (also keiner Digital-/Kryptobank) würde ich kein Du erwarten. Mit einer solchen Bank verbinde ich Menschen in gehobener Geschäftskleidung, die mich mit „Sie“ ansprechen. Solche Firmen sehen in der höflichen Anrede, mündlich wie schriftlich, eine Form von Respektsbezeugung. Das Sie verschafft Distanz und erzeugt eine formale Geschäftsbeziehung, die sich klar vom lockeren und freundschaftlichen Du abhebt. Keine Frage, dass ein Mitarbeiter im persönlichen Kontakt auch mal das Du anbieten und auf einen freundschaftlicheren Ton umsteigen kann – auch das gehört mitunter zum Repertoire der Kund*innenbindung.
Das Sie kann also von Beginn weg eine ernsthafte Geschäftsbeziehung signalisieren, um beispielsweise die geschäftsinterne Arbeitsweise zu spiegeln. Oder es ist einfach Tradition in der Branche. Oder wie in meinem Fall: Ich will nicht mit der lockeren Freundschaftstür in Ihr Haus fallen.
Immerhin gibt es beim Sie einen klaren Vorteil gegenüber dem Du: Sie müssen sich keine Gedanken über die Schreibweise machen, weil Sie diese Anrede immer gross schreiben.
Nur nicht mischen!
Einen letzten Punkt möchte ich betonen: Entscheiden Sie sich für alle Ihre Texte – Print und digital – für eine Form und verwenden Sie sie konsistent. Es kann nämlich befremdlich wirken, wenn ich in einer Textsorte gesiezt und in einer anderen geduzt werde. Mir ist klar, dass eine Firma mehrere, unterschiedliche Publika ansprechen möchte. Beispielsweise kann sie einen Unterschied zwischen der Kundschaft aus der Privatwirtschaft und des öffentlichen Sektors machen. Die Kommunikation mag sich inhaltlich und stilistisch unterscheiden. Dennoch sehe ich keinen Grund, weshalb die Firma für das eine Publikum das Sie und das andere das Du einsetzen sollte. Entscheiden Sie sich also wohlüberlegt für eine Variante und halten Sie sich an diese. So vermeiden Sie Verwirrung bei Ihrer Kundschaft und intern bei Mitarbeitenden, die die verschiedenen Texte schreiben sollen (verankern Sie die Entscheidung in Ihrer Ton of Voice und Corporate Identity).
Noch unschlüssig, welche Variante für Ihre Firma passt?
Ich unterstütze Sie gerne dabei, herauszufinden, welche Variante für Ihre Firma am besten passt und Sinn macht. Gerne lege ich Ihnen auch verschiedene Textversionen vor, anhand derer Sie besser sehen, welche Variante auf welche Art wirkt.